#4 | Ashuraya

Vargas fuhr herum, stach dem Angreifer hinter sich in die Schulter. Er schlug nach dem zweiten und trat aus, als ihm jemand packen wollte. Es waren sechs Menschen, gut erkennbar an dem Gestank, der von ihnen ausging. Vargas brauchte sie nicht einmal zu sehen, um zu wissen, wo sich jeder von ihnen befand. Und er wusste, dass er in der Dunkelheit der Gasse mehr sah als die Menschen und trotz des Regens mehr hörte. Sie waren dumm, es mit ihm aufzunehmen, hatten sich auf ihre Überzahl verlassen und wahrscheinlich auch darauf, dass Vargas sich selbst außer Gefecht setzte. Aber der Rausch war vorbei und die Hitze des Kampfes löste seinen betäubenden Dunst schneller auf als Sonnenstrahlen dichten Nebel. Vargas wirbelte herum und trat mit voller Wucht zu, schleuderte einen der Männer gegen die nächste Wand.
Noch immer hatten die Menschen keine Waffen gezückt. Vargas knurrte.
Sie wollten mich lebend. Nein – nicht mich – das Mal. Sie interessierten sich nicht für mich, nur für diesen Fluch, der mein Leben zu dem macht, was es ist: ein großer, stinkender Haufen Dreck.
Einer der Menschen warf sich auf Vargas, wich dem Messer aus, wand sich am Schlag des Alb vorbei und rammte ihm die Schulter in den Bauch. Der stämmige Kerl schloss die Arme um Vargas und riss ihn zu Boden. Sofort waren zwei weitere Männer da. Einer trat auf Vargas’ Hand, wollte ihm so die Klinge abnehmen. Vargas brüllte auf. Seine Finger blieben um den Stahl geschlossen. Der Stiefel hob sich für einen Augenblick, um erneut zu zu treten. Vargas ließ das Messer los, packte den Knöchel des Menschen und riss daran. Der Mann taumelte, hielt sich an einem seiner Kumpane fest und beide gingen fast zu Boden.
In der Enge der Gasse behinderten Vargas’ Gegner sich gegenseitig. Der der nach Tabak roch schob sich an zwei anderen vorbei und warf sich auf Vargas, drückte ihn mit seinem ganzen Gewicht zu Boden.
“Bannblatt! Schnell!”, rief er.
Einer der Angreifer zielte mit einem kleinen Beutel auf Vargas’ Kopf, der im letzten Augenblicke zur Seite ruckte. Der Beutel platzte auf dem Pflaster auf und der Regen pappte das feine Pulver darin sofort zusammen. Aber der Geruch füllte die Luft direkt neben Vargas und machte ihn schwummrig. Er blinzelte die Schatten fort. Dahinter warteten rote Schlieren, leuchtend, pulsierend. Vargas brüllte. Er hatte genug.
Er rammte dem Tabak-Kerl seine Stirn ins Gesicht. Das Knacken einer brechenden Nase belohnte ihn. Vargas stemmte sich gegen das Gewicht des Mannes, der laut fluchend nach seiner ohnehin hässlichen Visage griff. Zwei seiner Leute kamen ihm zur Hilfe, versuchten Vargas wieder zu Boden zu drücken. Ein zweiter Beutel mit Bannblatt tauchte auf.
Vargas wand seinen Arm frei, packte die Hand, die das Betäubungsmittel hielt und drückte sie einem der Menschen ins Gesicht. Eine Wolke umhüllte den Mann und seine Knie knickten ein. Er stürzte und riss einen anderen mit sich.
Für einen Augenblick herrschte Chaos. Vargas stemmte sich hoch, drehte sich und bekam sein Messer wieder zu fassen. Wahllos stach er zu. Er traf, sah nicht nach, wen oder was, ließ gleich den nächsten Hieb folgten.
Der rote Nebel breitete sich immer weiter in Vargas’ Kopf aus, füllte ihn, trieb seine eigenen Gedanken zurück. Vargas ließ es geschehen, innerlich lachend vor Erleichterung. Bei jeder Prügelei müsste er sich zurückhalten, wollte nicht riskieren auch noch als Mörder verurteilt zu werden. Einmal den Zopf abgeschnitten zu bekommen hatte ihm gereicht. Aber niemand scherte sich um Menschen. Niemand würde Vargas irgendwelche Fragen stellen, die er nicht beantworten konnte.
Endlich frei!
Vielleicht lasse einen von ihnen lange genug am Leben um aus ihm heraus zu bekommen, was die Mistkerle von mir wollen.
Nein. Töte sie!
Beflügelt und glücklich stieß Vargas die Angreifer von sich. Er schlug zu und trat, kam auf die Beine. Die Menschen waren nur noch ein Häuflein Elend, hatten ihm nichts mehr entgegen zu setzen. Vargas ging auf sie zu.

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